Forschungsstelle Jeremias Gotthelf

G: Korrespondenz

Projekt

Projektstart: 2017
Leitung:  Dr. Patricia Zihlmann-Märki
Mitarbeitende (TEI-Support, Datenbank): Christian Achter, Matthias Osthof
Mitarbeitende (Projektvorbereitung): Barbara Berger, Christine Huber
Mitarbeitende (Projektteam Textphilologie): Dr. Manuela Heiniger, Dr. Roland Reichen; Dr. Silvio Raciti, Hanne Griessmann, M.A., Oliver Käsermann, M.A., Riomano Mombelli, M.A., Noëmi Knoch, Simone Zumofen
Mitarbeitende (Projektteam Erschliessung): Karin Aeschlimann, Philippe Hürbin, Leonie Kyburz, Romano Mombelli, Samet Öztürk
Mitarbeitende (Projektteam Kommentar): Dr. Silvio Raciti

Die rege Korrespondenz, die der Lützelflüher Pfarrer Albert Bitzius und Schriftsteller Jeremias Gotthelf in unterschiedlicher Funktion und mit zahlreichen Briefpartnern und-partnerinnengeführt hat, ergänzt die kirchlichen, erzählerischen und publizistischen Texte in der Edition. Sie ermöglicht vielfältige Einsichten in die politisch bewegte Regenerationszeit, in die Tätigkeiten von Gotthelf/Bitzius und in die literarischen oder pädagogischen Netzwerke, an denen er Teil hatte. 

In den Briefwechseln mit Verlegern, Freund*innen und Verwandten finden sich Stellungnahmen der Schreibenden zu politischen Ereignissen, und es wird deutlich, wie einzelne literarische Werke zum Teil im Austausch mit anderen entstanden sind. Die Korrespondenz mit unterschiedlichen Behörden bezeugt darüber hinaus am Beispiel von Albert Bitzius die reiche Amtstätigkeit bernischer Landpfarrer im 19. Jahrhundert: Die Briefe sind erhellend etwa für die Organisation des Schulwesens, decken Anliegen des Pfarrers im Hinblick auf die Bewirtschaftung des Pfarrguts auf oder geben Aufschluss über das Wirken von Bitzius im Hilfsverein für christliche Volksbildung im Amt Trachselwald oder im örtlichen Armenverein. 

Im Rahmen der digitalen Edition dHKG sollen alle der Forschungsstelle zugänglichen Korrespondenzen von und an Albert Bitzius ediert werden. Damit geht das Projekt weit über die bislang vorliegenden Editionen hinaus, in denen nur ein reduzierter Briefbestand erarbeitet ist und häufig – dies ist insbesondere bei der amtlichen Korrespondenz der Fall – Briefe an Bitzius ausgeklammert sind, die jedoch ein umfassendes Verständnis des Entstehungskontexts und Handlungsspielraums des Lützelflüher Pfarrers erst ermöglichen. Die dHKG wird erstmals alle Korrespondenzen in einem Portal zusammenführen. In der Edition wird auch bislang unberücksichtigten Aspekten wie Materialität, Übermittlung und Kommunikationssituation Rechnung getragen, indem etwa Adressseiten und briefspezifische inhaltliche Elemente in TEI/XML codiert und Empfangsvermerke ediert werden, die den Kommunikationsprozess dokumentieren.

Der Umfang des Briefbestands kann auf mindestens 3000 Dokumente geschätzt werden; zu Beginn des Projekts waren 1760 Briefe bekannt, von denen etwas mehr als 1400 ediert sind. Durch systematische Recherchen insbesondere im bernischen Staatsarchiv konnten bereits in den ersten zwei Projektjahren mehr als 650 bislang unedierte Dokumente aufgefunden werden.

Bedeutsam ist darüber hinaus der 'Fund' eines bis 2018 nicht erschlossenen Briefbestands in der Burgerbibliothek Bern, der die Vernetzung von Bitzius mit Pädagogen und Verantwortlichen von Erziehungsanstalten bezeugt (BurgerbibliothekBern, Nachlass Jeremias Gotthelf 45). Dazu gehören auch drei Schreiben von Karl Mager aus den Jahren 1843 bis 1846, Herausgeber der Pädagogischen Revue, in der 1844 Bitzius' angriffiger Artikel Zur Geschichte des Primarschulwesens im regenerirten Canton Bern erschien. Und der Brief des Trogener Armenschullehrers Johann Konrad Zellweger an Bitzius vom 30. November 1844 belegt, dass dieser für Zellwegers Publikation Die schweizerischen Armenschulen nach Fellenberg’schen Grundsätzen. Ein Beitrag zur Geschichte des schweizerischen Armenwesens (Trogen1845) einen Text zur Armenerziehungsanstalt Trachselwald gefertigt hatte, der allerdings verbrannte.