Forschungsstelle Jeremias Gotthelf

2017

September 2017

Jeremias Gotthelf hat seinen Roman "Leiden und Freuden eines Schulmeisters" nach dem Erstdruck 1838/39 für ein deutsches Lesepublikum überarbeitet. Die synoptische Neuedition ermöglicht nun den Vergleich beider Fassungen auf gegenüberliegenden Textseiten. Damit wird erstmals ein Einblick in die Bearbeitung der eigenen Texte möglich. Die zweibändige Edition wird von Eveline Wermelinger und Christian von Zimmermann im Rahmen der HKG herausgegeben. An der editorischen Arbeit wirkten zahlreiche Hilfsassistierende der Forschungsstelle mit. 
Das Projekt ist zugleich das erste Resultat der neuen digitalen Arbeitsweise des Projektes. Applikationsentwickler Matthias Osthof hat gemeinsam mit externen Partnern und den Textphilologinnen die Editionstechnik entwickelt und begleitet.
Ein noch zu bearbeitender weiterer Textband wird die Handschrift zum Schulmeister-Roman bieten.

September 2017

Die Forschungsstelle Jeremias Gotthelf hat ihre Arbeit anlässlich der "Nacht der Forschung 2017" im Hauptgebäude der Universität vorgestellt und dabei Einblick in die Arbeit zwischen traditionellen und digitalen Editionstechniken gegeben. Schulmeister Peter Käser (Dr. Roland Reichen) führte kundig und launig in die Arbeit der Transkription ein, während seine Gäste in den Bänken eines historischen Schulzimmers sassen. Dabei wurden vor allem auch demonstriert, wie die digitale Arbeitsweise der Forschungsstelle zu Buchedition und digitaler Edition führt. 
Zahlreiche Besucherinnen und Besucher sprachen mit uns über Gotthelf und die Editionswelt. Auch Züpfe, Weisswein, Gotthelf-Kurzlesungen und viele Informationen rund um die Edition fanden ein grosses Publikum.

Zu diesem Anlass hat die Forschungsstelle ihre Arbeit in einer kleinen Broscüre vorgestellt:  Mit Gotthelf ins digitale Zeitalter – Präsentation der Forschungsstelle anlässlich der Nacht der Forschung der Universität Bern im September 2017 (PDF, 8.1 MB).

September 2017

Rund 90 Schüler und Schülerinnen am Kaufmännischen Bildungszentrum Zug haben zwischen August und Oktober 2017 in einem fächerübergreifenden Projekt Jeremias Gotthelf, seine Zeit und "Die schwarze Spinne" behandelt. Frau Dr. Patricia Zihlmann, stellvertretende Leiterin der Forschungsstelle Jeremias Gotthelf, gab am 25./26. September 2017 Inputs zur politischen Entwicklung von 1830 bis zur Bundesstaatsgründung und diskutierte mit den Klassen zu Gotthelfs politischen Positionen, seinen Anliegen und zu inhaltlichen Aspekten "Der schwarzen Spinne". Natürlich wurden auch einige der Text- und Kommentarbände der Gotthelf-Edition herumgereicht. Wie verändern sich Texte auf ihrem Weg vom Manuskript über Druckausgaben bis hin zur Edition? Was lässt sich an Manuskripten erkennen? Wie unterscheidet sich die Erstausgabe des Schulmeister-Romans von der für das deutsche Publikum bearbeiteten Zweitausgabe? Wie weicht die Textwiedergabe in der "Historisch-kritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe" von Jeremias Gotthelf von derjenigen einer Reclam-Ausgabe ab? Mit diesen und weiteren Fragen, welche die Entstehung von Texten erhellen, untersuchten die Schülerinnen Beispiele aus Gotthelfs Werk. In den Stunden wurde den künftigen Kaufleuten ein kleiner Einblick in die editorische Arbeit und in eine spannende Phase der Schweizergeschichte vermittelt. 
Patricia Zihlmann bedankt sich bei ihren Klassen für das Interesse!

August 2017

Die Zentralbibliothek Solothurn, die auch den umfangreichen Hartmann-Nachlass aufbewahrt, veranstaltete die Buchvernissage zur Neuedition von Alfred Hartmanns Roman "Meister Putsch und seine Gesellen". Stadtpräsident und Nationalrat Kurt Fluri würdigte die staatspolitischen Hintergründe des Romans und seine Stellung als Werk der politischen Versöhnung nach der konfliktreichen Bundesstaatsgründung. Patricia Zihlmann und Christian von Zimmermann gaben Einblicke in die literarisch-ästhetische Faktur des ambitionierten Projektes eines zeitgeschichtlichen Romans und gaben Einblicke in die realhistorischen Hintergründe.

Mai 2017

Der Solothurner Schriftsteller Alfred Hartmann hatte Gotthelfs zeithistorischen Roman "Jacob, eines Handwerksgesellen, Wanderungen durch die Schweiz" über die unruhigen 1840er-Jahre rezensiert, bevor er zehn Jahre nach der Bundesstaatsgründung selbst einen Panormaroman über diese ereignisreiche Zeit veröffentlichte: "Meister Putsch und seine Gesellen" (1858). Erstmals seit 1858 erscheint der Roman in der von Patricia Zihlmann-Märki und Christian von Zimmermann verantworteten Neuedition. "Meister Putsch und seine Gesellen" gibt Einblick in unterschiedliche politische Milieus und lässt die wichtigsten Akteure der Regenerationszeit sowie eine Reihe kurioser Gestalten auftreten. Die Skizze der politischen Entwicklung der Schweiz wird verbunden mit der Lebensgeschichte des in einer Bauernfamilie aufgewachsenen Fritz Waldmann. Hartmann führt die Leser und Leserinnen mit der Hauptfigur  an wichtige Schauplätze der ereignisreichen 1840er-Jahre, skizziert dessen Aufstieg im von Exildeutschen mitbestimmten politischen Radikalismus in Bern und schliesslich auch die Abwendung hin zu einer vermittelnden liberalen Position. Die Aufhebung der aargauischen Klöster im Jahr 1841, die von radikalen Kreisen initiierten Freischarenzüge nach Luzern, der Sonderbundskrieg und die Auseinandersetzungen um die Bundesstaatsgründung von 1848 sind die Eckpfeiler des Romans.
Über Entstehung und historische Kontexte informiert ein Nachwort der Herausgeberin und des Herausgebers.
Erschienen ist der Band in der Reihe "Schweizer Texte" des Chronos-Verlag, Zürich.

Februar 2017

In einem Erfahrungsbericht haben Patricia Zihlmann und Christian von Zimmermann auf der "DHd 2017: Digitale Nachhaltigkeit" über den seit 2012 laufenden Umstellungsprozess auf eine digitale Arbeitsumgebung und über die künftige digitale Gesamtausgabe der Werke und Briefe von Jeremias Gotthelf referiert. Das Fazit dieser Umstellung ist in vielen Bereichen überaus positiv. Wir konnten Arbeitsprozesse insbesondere bei der Erfassung, bei der textkritischen und textgenetischen Analyse und beim Satzprozess optimieren. 
Derzeit steht die Konzeption der digitalen Gesamtausgabe im Zentrum des Umstellungsprozesses. Bis Ende 2020 sollen erste Teile der Öffentlichkeit präsentiert werden.